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Journalismus

[…] Brauner und Schnell haben ein Hobby, das in Deutschland immer noch selten ist: Blogs sind hierzulande weitaus weniger beliebt als in anderen Ländern. Rund 16 Prozent der Deutschen mit Internetanschluss nutzen sie laut einer Studie wenigstens gelegentlich; kaum jemand von ihnen schreibt jedoch selbst. „Blogs sind letztlich Nischenangebote“, sagt Leonard Reinecke, Juniorprofessor für Publizistik an der Uni Mainz. […]

Mit zwei Frankfurter Bloggern habe ich über ihr öffentliches Hobby gesprochen – der Artikel bei faz.net.

Vor vier Jahren ist die neueste Auflage der altehrwürdigen Encyclopaedia Britannica erschienen. 32 dicke Bände, eine Zierde für jedes Bücherregal. Aber die neueste Auflage war auch die letzte, die auf Papier herauskam. Denn die Encyclopaedia ist umgezogen – ins Internet. Dort lauert ihr größter Konkurrent: Wikipedia, geschrieben und redigiert von freiwilligen Autoren, in der englischen Version fast 4,5 Millionen Artikel stark. Trotzdem passt sie bei zehn Gigabyte Größe auf eine winzige Speicherkarte.

Ein kleines Unternehmen aus Mainz wagt nun die Rolle rückwärts: Pedia Press will die komplette englische Wikipedia in Buchform produzieren. Kein herkömmliches Regal könnte die rund 1000 Bände mit jeweils 1200 Seiten halten. „Es ist ein Zeitdokument, das einmalig entsteht“, erklärt Christoph Kepper, Gründer von Pedia Press. Kleine Schrift, drei Spalten, Graustufen – das Vorab-Exemplar ist von einem herkömmlichen Lexikon kaum zu unterscheiden.

Weiter mit meinem Artikel bei faz.net…

Der Komiker Zach Galifianakis interviewt Barack Obama für seine Show „Between Two Ferns“ – und das Video hat alles, was ein viraler Hit im Internet braucht. Bekannte Menschen, Witz, ein absurdes Ende. Obama gibt genau die Antworten, die ihn cool erscheinen lassen: Er verweist auf Popkultur und pariert persönliche Angriffe mit persönlichen Angriffen. Am Ende fällt die absichtlich billig gemachte Kulisse, und der Zuschauer findet sich im Weißen Haus wieder.

Video: "Between Two Ferns" mit Barack ObamaAber Obamas Auftritt bei der Show, in der Galifianakis sich absichtlich rüpelhaft gibt und seinen Gästen unverschämte Fragen stellt, hatte einen Hintergrund: Der Präsident wollte für seine Krankenversicherung werben. Amerikanische Bürger können sich dort noch bis Ende März anmelden, wenn sie nicht auf die nächste Runde warten wollen. Das scheint funktioniert zu haben, wie dieser überzitierte Tweet einer Sprecherin besagt:

Obama und sein Team wissen, wie sie ihre Zielgruppen erreichen können. Schon im Wahlkampf 2008 haben Social Media zum ersten Mal eine Vorreiterrolle gespielt. Ein Politiker kann heute auf allen Kanälen aktiv sein und sein Publikum (prinzipiell) ohne Umwege erreichen. Die Umwege in diesem Fall wären die traditionellen Medien – in den USA die großen Blätter New York Times, Washington Post und Wall Street Journal und die Sender CBS, ABC, NBC und CNN. Anstatt sich deren potenziell kritischer Berichterstattung auszusetzen, gibt Obama seine Botschaften genau dort und genau so weiter, wie er möchte. Der Times hatte er zuletzt im Juli ein Interview gegeben, der Post 2009.

Die New York Times glaubt zwar nicht, dass Obama ganz auf traditionelle Medien verzichten kann, aber sein Ansatz sei vielversprechend:

Although Mr. Obama has hardly abandoned traditional set pieces like interviews with network anchors, he has been more willing than his predecessors to ditch the oh-so-serious playbook that dominated White House communications strategy for decades.

Damit gibt Obama ein Stück Persönlichkeit preis und macht sich angreifbar. Politico sah vor dem Interview düstere Aussichten für Obama: „This isn’t a ‚public relations gamble.‘ It’s betting the farm.“ Diese Einschätzung mussten das Portal allerdings zurückziehen.

Die neuen Medien bedeuten nicht nur mehr Wahlmöglichkeiten für den Rezipienten. Sie bedeuten auch mehr Wahlmöglichkeiten für das andere Ende der Berichterstattung. Wenn Politiker in ihren eigenen Medien erfolgreich sind und ihr Publikum erreichen, brauchen sie die traditionellen nicht mehr, weil sie ihre Botschaften selbst vermitteln – und kontrollieren – können.

Einige sehen das mit Besorgnis. „The growth of non-traditional media […] allows this president to pick his spots and his audiences in ways that were unthinkable even for George W. Bush“, schreibt die Washington Post. Denn wenn sich Amtsträger abschotten, können Medien ihre Aufgabe nicht mehr wie bisher erfüllen: Den Mächtigen auf die Finger zu schauen. Trotzdem ist natürlich niemand direkt verpflichtet, seine Zeit mit unbequemen Fragen zu verbringen. Deswegen sind wieder einmal die Medien am Zug. Sie müssen beweisen, dass sie relevant und wichtig sind, und auch in Zeiten der Social Media nicht überflüssig. Dann muss auch der mächtigste Mann der Welt vielleicht weniger unverschämte, dafür aber wichtigere Fragen beantworten.

In Deutschland hinkt die Politik wie immer hinterher. Parteien kommen nur in Social Media vor, wenn sie peinliche Rap-Videos veröffentlichen, wenn sie Jugendslang zitieren, wenn sie auf Bildern unglücklich getroffen sind. Noch bleibt vieles Neuland.

„#Lastprintissue“ zierte die, nun ja, letzte gedruckte Ausgabe der Newsweek. 79 Jahre lang erschien das Nachrichtenmagazin gedruckt, auf Papier. Die höchste Auflage, im Jahr 1991, lag bei 3,3 Millionen Exemplaren. Weniger als 20 Jahre später wurde das Magazin für einen Dollar verkauft. Ende 2012 erschien die letzte Ausgabe in den USA – Newsweek zog komplett ins Internet um.

Jetzt hat das Magazin neue Besitzer, und sie wollen ihr Heft wieder in den Zeitungsständen sehen. Letzten August hatte IBT Media die Seite gekauft und seitdem den Online-Traffic verdreifacht. Warum also zurück zu Print, mit einer Auflage von mickrigen 70.000? Chefredakteur Jim Impoco sagt, in der Redaktion hätten sie es das „P-Wort“ genannt.

Und doch wollen die Besitzer zurück an den Kiosk. Das soll allerdings nichts mehr mit dem Massengeschäft zu tun haben. “You would pay only if you don’t want to read anything on a backlit screen. It is a luxury product“, sagt Etienne Uzac von IBT. Eine Stütze für den Webauftritt, ein Prestigeprodukt also, lässt die New York Times analysieren. Balsam für eitle Politikerseelen, die sich gerne selbst in den Straßen sehen.

Das Prinzip mag funktionieren. Wenn man aber an den Kern der Sache geht, ist Print heutzutage ein irrsinniger Anachronismus.

Frankfurter Societäts-Druckerei

Das technische Medium hat ausgedient. Überall auf der Welt rattern riesige Ungetüme von Maschinen ganze Nächte durch, um mit raffinierten Verfahren Tinte auf tote Zellulose zu pressen, die dann umständlich gefaltet, von Lastwagen abgeholt und verteilt werden muss. Flugzeuge füllen ihre Bäucher mit tausenden identischen Papierlappen. Und am nächsten Tag geht es weiter, und am nächsten.

Zeitungsecken in Marmeladengläsern, Ellbogen in Sitznachbarn, Müllberge in Zügen – all diese Übel ließen sich verhindern, wenn irgendwann jeder seine Zeitung auf dem Bildschirm liest. Wenn da nur nicht diese kleine Unsicherheit über ein funktionierendes Geschäftsmodell wäre. Insofern freue ich mich auf die vielen letzten Printausgaben von Zeitungen und Zeitschriften. Immer vorausgesetzt, dass sie elektronisch weitererscheinen und mir damit Nerven sparen.

Auf dem Land sind besonders ältere Menschen auf öffentlichen Verkehr angewiesen. Der demografische Wandel lässt die Gesellschaft weiter altern und steigert so noch den Bedarf an Busse und Bahnen. Aber private Busunternehmer stehen vor vielfältigen Problemen. Wie soll der Verkehr in 20 Jahren aussehen?

Dieser Film entstand im Rahmen der Fernseh-Lehrredaktion am Journalistischen Seminar der Uni Mainz.

Buch, Regie, Kamera, Ton, Text:
Simon Ribnitzky
Marion Ziegler
Kim Zickenheiner

Sprecher:
Kim Zickenheiner

„The driving force behind this unparalleled era of growth is David Miscavige, ecclesiastical leader of the Scientology religion. […] He has led a renaissance for the religion itself, while driving worldwide programs to serve communities through Church-sponsored social and humanitarian initiatives.“

Das sind normalerweise keine Sätze, die man in einem progressiven, liberalen Magazin wie The Atlantic über die umstrittene Scientology-Organisation lesen würde. Und doch hyperventilierte im Januar 2013 ein solcher Artikel in freudiger Erregung über die Neueröffnungen von Scientology-Kirchen.

Das liegt daran, dass Scientology für den Artikel bezahlt hatte. Als „Sponsor Content“ ausgewiesen, erscheint bei The Atlantic Werbung, die sich in das Erscheinungsbild der Seite einfügen soll – Native Advertising. Innerhalb des zögerlichen Werbewachstums im Internet wird Native Advertising wichtiger: 2013 stieg der Umsatz in den USA um knapp 40 Prozent auf 1,56 Milliarden Dollar; im Jahr zuvor hatte es bereits einen Anstieg um rund 56 Prozent gegeben. Das steht im Vergleich zu klassischer Bannerwerbung mit einem Umsatz von über acht Milliarden Dollar. Native Advertising können gesponserte Tweets oder Facebook-Posts sein, aber eben auch ganze Artikel, die eine Botschaft eines Werbekunden transportieren sollen. Deren Vorteile zeigt Solve Media in einer übersichtlichen Infografik.

Seit ihrem Relaunch diesen Januar zeigt auch das Flaggschiff des US-amerikanischen Journalismus, die New York Times, die eingebettete Werbung (Bild via Business Insider):

Auch deutsche Onlineredaktionen denken über Native Ads nach – oder haben sie schon. In einer Umfrage des „Journalist“ zeigten sich allerdings ganz verschiedene Meinungen dazu. Von „machen wir schon“ bis „kommt uns nicht unter“ ist alles dabei.

Denn Abschreckung gibt es genug. Für The Atlantic war der Ausflug in neue Werbeformen zunächst ein Desaster: Schnell häufte sich die Kritik an der Scientology-Anzeige, gerade zwölf Stunden später löschte die Seite den Artikel. Im Statement dazu zeigte sich das Magazin zerknirscht:

We screwed up. It shouldn’t have taken a wave of constructive criticism — but it has — to alert us that we’ve made a mistake, possibly several mistakes.[…] We remain committed to and enthusiastic about innovation in digital advertising, but acknowledge—sheepishly—that that we got ahead of ourselves. We are sorry, and we’re working very hard to put things right.

Das wichtigste Problem seien die unklaren Prinzipien gewesen, nach denen Native Advertising bei The Atlantic eingebunden wird. Und tatsächlich lohnt es sich, die eingebettete Werbung zu hinterfragen.

Denn es stellt sich eine offensichtliche Frage: Warum sind Werbekunden bereit, für solchen Content viel Geld auszugeben? Neutrale Antworten gibt es genug. Im Vergleich zu sturen Pop-Ups, blinkenden Bannern und versehentlichen Klicks auf ausufernde Werbungsrahmen sind werbliche Artikel angenehm unaufdringlich. Dazu kommt: Immerhin besteht die Chance, dass die Werbung den Leser sogar interessiert. In diesem Idealfall ist dem Nutzer dann egal, ob er Inhalte von der Redaktion oder vom Werbekunden liest.

Aber Leser sind selten aufmerksam. Selbst eine ziemlich klar gekennzeichnete Anzeige wie die in der New York Times oben kann schnell wie ganz normaler redaktioneller Content erscheinen – gerade wenn der Leser sowieso den Tunnelblick draufhat, um die altbekannte Werbung zu vermeiden. Der Verdacht keimt, dass Werbekunden genau darauf setzen. So könnten sie mit ihren Botschaften von der Glaubwürdigkeit des Mediums profitieren, in dem sie werben. Journalist und Blogger Andrew Sullivan glaubt nicht, dass der Unterschied zwischen Anzeige und Inhalt überhaupt auffallen würde. “Your average reader isn’t interested in that. They don’t realize they are being fed corporate propaganda.”

Ein wichtiger Unterschied ist auch, ob der Content vom werbenden Unternehmen gestellt wird, oder ob Redakteure des Mediums ihn schreiben. Selbst wenn es nur um „gesponserte“ Artikel geht (also wie etwa eine Serie, die von Google präsentiert wird) schreiben in dem Fall Journalisten Artikel, die sie nach der eigenen Entscheidung als Redakteure so nicht geschrieben hätten. Die Unabhängigkeit ist aber noch in anderen Punkten gefährdet: Die Scientology-Werbung in The Atlantic hatte Kommentare erlaubt – die aber möglicherweise vom Marketing-Team des Magazins so moderiert wurden, dass negative Kommentare in der Versenkung verschwanden. Bei einer Privilegierung von Werbekunden fühlen sich Nutzer vor den Kopf gestoßen – erst recht, wenn die Kommentarfunktion ansonsten die gleiche ist wie auf dem Rest der Seite.

Der Nutzen und die Moral von Native Advertising steht und fällt mit der Erkennbarkeit als Anzeige. Seriöse Medien wollen die Anzeigen so deutlich wie möglich als solche kennzeichnen, um ihre Glaubwürdigkeit zu wahren. Für Werbekunden bringt es aber viel, wenn ihre Anzeigen sich so sehr wie möglich dem redaktionellen Content angleichen.

Advertorials in gedruckten Zeitungen und Zeitschriften gibt es schon lange, und letztlich ist Native Advertising nur der Versuch, diese Werbeform ins Digitale zu übertragen. Dass aber nicht jeder Aspekt von Journalismus eins zu eins von Papier zu Pixeln zu übertragen ist, erfahren Verlage seit mittlerweile 20 Jahren.

The Onion kommentierte die Scientology-Geschichte übrigens beißend:

Für eine Berufsgruppe ist die Rente mit 67 gar kein Thema: Profi-Fußballer. Es gibt aber auch Spieler, die machen einfach immer weiter (auch wenn sie nie in der Bundesliga gespielt haben). Die Alten Herren von Mainz 05 hält es teils seit über 60 Jahren auf dem Fußballplatz.
Dieser Beitrag war der Teil einer Sendung des Journalistischen Seminars der Uni Mainz zum Oberthema Demografischer Wandel – die ganze Sendung ist hier.

Wenn jeder Klick bares Geld bedeutet, muss nicht nur der ideelle Inhalt einer Website gut sein – Überschriften, Aufmachung, Layout, Bilder, all das muss passen, um Leser zu ziehen und sie zum Sharen zu bewegen. Seiten wie Buzzfeed, Gawker und Cracked haben das zu ihrem Prinzip erhoben. Mit reißerischen, provokanten oder lockenden Überschriften, die den Leser direkt ansprechen, prominenten Social-Media-Buttons und gut gebrochenen Texthäppchen haben sie ihren Content optimiert (um es werblich zu sagen).

Auffällig ist aber eine Artikelform, die diese Seiten beherrscht: die Liste. 5 Reasons You Shouldn’t Get Mad About Macklemore Winning So Many Grammys, The 5 Most Elaborately Hidden Easter Eggs in Video Games, und viele Beispiele mehr zeigen, wie es geht.

Und das kann nicht nur mit Entertainment, Gossip und süßen Katzenvideos funktionieren, sondern ist auch gut für den Journalismus im Netz – und sonstwo. Warum?

1. Listen erfordern eine klare Struktur im Text

Zu viele Artikel über komplexe Themen überfordern mit Szenenwechseln, verschränkten Argumenten und überflüssigem Füllmaterial. Nicht jeder möchte den literarischen Erguss lesen, der eine Story bunter machen oder „anfeaturen“ soll. Ein Artikel, der fünf Gründe oder vier Folgen oder acht Nebeneffekte aufzeigen will, setzt sich damit automatisch eine klare, transparente Struktur.

2. Listen fördern pointierte Formulierungen

Wenn jeder Punkt einer Liste ein eigenes klares Unterthema ist, fällt Nebensächliches sofort auf – und im besten Fall heraus. Um auf den Punkt zu kommen, braucht der Punkt klare Worte und stringente Argumente. Ein Verstecken hinter Substantivkonstruktionen, Passivformulierungen oder anderen Wortungetümen wird dann schwierig – der Absatz muss seine Überschrift rechtfertigen.

3. Listen ziehen Leser an

Es hat einen Grund, dass die Giganten der Shareabilty und Klickzahlen gewisse Artikelstrukturen bevorzugen – User klicken eher darauf. Das kann der Journalismus auch nutzen: Nicht, indem er triviale oder irrelevante Storys aufbauscht und in ein Schema presst, sondern indem er sperrige Themen anziehend macht . Das könnte gerade den Artikeln zugute kommen könnte, die sonst kaum geklickt werden – deren Inhalt aber trotzdem wichtig ist. Denn:

4. Listen machen Inhalte verständlicher

Dass man in deutschen Redaktionen keine Reformpädagogik umsetzt, ist nicht schlimm. Aber gerade abstrakte Meldungen aus Politik und Wirtschaft können in Listen hervorragend heruntergebrochen werden (auch wenn sich manche wohl scheuen würden, solchen Lokaljournalismusjargon in den Mund zu nehmen). Und wenn die Relevanz für den Leser klar wird, kommt der Leser auch wieder – um mehr über seine Belange zu erfahren und ein paar Page Impressions zu hinterlassen.

5. Listen laden zum Überfliegen ein

Und das ist gar nicht schlimm, denn User lesen Artikel ohnehin nicht bis zum Ende. Aber vielleicht ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass sie überhaupt auf einen Artikel klicken, wenn klar ist, dass sie den Inhalt auch in Kurzform bekommen können. Das können sie bei einer Meldung natürlich auch, wenn sie nach zwei Absätzen aussteigen. Aber um bei den komplexeren Themen zu bleiben: Vielleicht interessiert sie ja nur ein Aspekt der Geschichte, oder sie wollen vorher wissen, ob sie die Zeit zum Komplettlesen investieren wollen. Und in den Listenpunkten steckt die Zusammenfassung ja schon.

Natürlich sind Listen kein Allheilmittel, aber sie können zumindest Anstöße geben, den eigenen Stil zu überdenken. Weder die knappe Meldung noch die ausführliche Reportage können sie ersetzen, und nicht jedes Thema lässt sich so einfach aufbrechen. Aber zumindest bei der Strukturierung eines Artikels kann es ja nicht schaden, sich das Ganze auch in Listenform vorzustellen. Auch können Listen schwierige Themenkomplexe als Teil der Berichterstattung unterstützen. Vorausgesetzt ist dabei natürlich die normale journalistische Recherche – auf Listen mit oberflächlichen Allgemeinplätzen über ein Thema fallen Leser nicht lange herein.

Weg von Park- und Fensterbank und hin zum Sportplatz, in die Fahrschule und den Vorlesungssaal.
„Alt geworden, jung geblieben – wie sich eine Generation neu erfindet“ am 28. Januar 2014 auf Radio Rheinwelle. Eine Sendung des Journalistischen Seminars der Uni Mainz.

Die Bilder habe ich mit der Kamera meines untere Mittelklasse-Smartphones aufgenommen.

http://www.youtube.com/watch?v=G8ZDvIIoupc

Pessimistisch könnte ich sagen:

„Angst, Hass, Titten und der Wetterbericht“ – wenn es um Klickzahlen geht, müssen Onlinemedien häufig Feuilleton und Wirtschaft zurückstellen, um an ihre Page Impressions, Unique Users, Klicks, Links, Retweets und Likes zu kommen. Und wenn schon Politik, dann bitte schön auf Personen heruntergebrochen und voller Reizthemen.

Dass die Realität nicht derart grau ist, ist wohl klar. Trotzdem hat ein Ereignis letzte Woche gezeigt, wie die Umstände im modernen Journalismus zu einer Kettenreakion werden können. Wie Tabea Rößner ihre Handtasche am Frankfurter Flughafen verlor und wie deutsche Medien darauf reagierten, zeigt das Bildblog penibel auf.

An sich eine runde Geschichte: Privilegien für Politiker, Heuchelei von umweltbewussten Grünen, Nachteile für den kleinen Mann. Das garantiert Klicks. Das einzige Problem: Die Geschichte stimmte so nicht, denn der Flieger musste ohnehin warten.

„Keine Sonderbehandlung“, schreibt Tabea Rößner auf ihrer Homepage. „Wegen mir oder meiner Tasche hat sich der Flieger nicht um eine Sekunde verspätet, kein Passagier musste leiden. Das hat und wird die Lufthansa auch gerne jedem bestätigen, der nachfragt.“

Das hat aber offensichtlich kaum jemand getan, wie Bildblog berichtet. Der „Berliner Kurier“ soll den tatsächlichen Grund für die Verspätung zwar am Rande erwähnt haben – nachprüfen lässt sich das nicht, weil der Artikel mittlerweile offline ist. Solche Details gehen beim Abschreiben aber gerne verloren. Die doppelte Wirkung der Content-Syndication mit Schwestermedien und die Abschreibekultur im Online-Journalismus verfremdet die Geschichte weiter, bis am Ende eine Bundestagsabgeordnete fast im Kreuzfeuer der Medien untergeht, die die ganze Geschichte anfangs noch mit Humor nimmt:

Wenn die Dynamik von Nachrichtenagenturen, zusammengelegten Redaktionen, Onlinemedien und natürlich Zeitdruck Fehler produziert, sollten Journalisten ihren Lesern aber dringend ihre Arbeitsabläufe erklären können. Wer einmal am Tag Überschriften scannt und Artikel querliest, bekommt höchstwahrscheinlich kleine oder größere Fehler mit. Wie hoch ist aber die Wahrscheinlichkeit, dass er auch die Korrektur des Fehlers mitbekommt – wenn es denn eine gibt? In diesem Fall: Wie ist das Verhältnis derer, die Rößner für privilegiert und hysterisch halten, zu denen, die die Aufklärung der Story mitbekommen haben?

Denn: Ein „Sorry! Seite nicht mehr verfügbar“ kann Falschmeldungen nicht sonderlich effektiv korrigieren – abgesehen davon, dass so auch jegliche Transparenz flöten geht. Und was das Vertrauen in Zeitungen angeht, stehen solche Studien eines Verbandes von PR-Agenturen solchen von Gallup gegenüber.